Kritik
„Sie kennen mich: Die Wahrheit darf einer guten Geschichte nie im Wege stehen!“
Mark „Chopper“ Read
Chopper basiert auf dem Buch des berüchtigten australischen Mörders Mark „Chopper“ Read. Es ist jedoch keine reine Biografie, sondern ein Film, der sich durchaus einige erzählerische Freiheiten zugesteht. Schon in seinem Buch „Chopper: From the Inside“ vermischte Mark Read die Realität nach Belieben mit Fiktion, um eine bessere Geschichte zu erzählen und sich selbst in ein perfektes Licht zu rücken. Das Faszinierende an seiner Geschichte ist, dass er bis heute immer noch einer der meistverkauften Autoren Australiens ist. Der Film Chopper selbst sorgte im Jahre 2000 auf diversen Filmfestivals für großes Aufsehen und avancierte nicht nur zum Kultfilm, sondern verhalf dem Hauptdarsteller Eric Bana(Hulk)zu einer bemerkenswerten Karriere im Filmbusiness. Dabei stand die Produktion des Low-Budget-Films mehr als nur einmal auf der Kippe, weil zunächst niemand die Verfilmung der Lebensgeschichte eines berüchtigten Mörders finanzieren wollte.
Als die Finanzierung dann doch endlich stand, musste man, um die Drehgenehmigung in einem echten Gefängnis kämpfen. Schließlich wurde das Pentridge Prison in Melbourne im Mai 1997 geschlossen und das Filmteam bekam die Erlaubnis dort zu drehen, wo der echte Read tatsächlich mehrere Jahre im Hochsicherheitstrakt gesessen hatte. Diese Tatsache allein verleiht dem Film schon eine ordentliche Portion Authentizität und wenn man die Verwandlung von Eric Banain Mark „Chopper“ Read sieht, dann muss man einfach die Bewunderung für diese außerordentliche Leistung zum Ausdruck bringen. Sein Schauspiel als großartig zu bezeichnen, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Er ist übermenschlich gut und wenn man sich die Bonusmaterialien mit dem echten Chopper ansieht, dann muss man sich vor Banas Leistung verneigen. Er hat es tatsächlich geschafft, das Wesen des echten „Chopper“ Read in diesem Film zum Leben zu erwecken.
Wer war denn nun dieser echte Chopper? Er war ein durchgeknallter Psychopath, der mit seiner Unberechenbarkeit dafür sorgte, dass die Menschen eine Heidenangst vor ihm hatten. Und Bana spielt es genau so, ohne zu übertreiben. Er sitzt einfach nur so ruhig da und spricht mit jemandem und man weiß trotzdem, dass er jeden Moment ausrasten kann, wie eine tickende Zeitbombe. Einfach genial! Dabei war mit Andrew Dominik (Blond) ein unerfahrener Regisseur am Werk, der schon bei seinem Debütfilm Chopper genau wusste, was er tat, oder vielleicht wusste er es auch nicht, sondern probierte alles aus, bis sein experimenteller Stil etwas Einzigartiges hervorbrachte. Mit seinem unverbrauchten Blick auf die Dinge erschuf er einen Film, der vor allem durch seine Individualität überzeugt. Dominik stand im Briefkontakt zur Read und besuchte ihn sogar im Gefängnis. Außerdem bekam er von der Polizei die Aufzeichnungen der sechsmonatigen Überwachung von Read. Das alles half ihm ein perfektes Bild von „Chopper“ zu zeichnen, obwohl man fairerweise zugeben muss, dass der Film auf die eine oder andere Art deutlich mit dem berüchtigten Mörder sympathisiert.
Man enthält den Eindruck, dass Dominik viel zu viel Zeit mit Read verbrachte und die Sichtweise seiner Opfer völlig aus dem Blickwinkel verlor. Chopper feiert Read als einen Helden und lässt ihn sogar in seinen abartigsten Psychomomenten noch menschlich erscheinen. Genau das war auch Dominiks Intention, denn er wollte gezielt sein Augenmerk nicht auf die Opfer legen, sondern darauf, wie sich der Täter nach der Tat fühlt. Offenbar war Chopper extrem durchgeknallt und schoss auf jeden, der ihm gerade in die Quere kam, um ihn anschließend höchstpersönlich zum Arzt zu fahren. Er war eben ein Mann voller Widersprüche. Ein charismatischer Psycho von nebenan, der sich gerne in seinem Ruhm sonnte und mit der Verfilmung seines Lebens noch mehr die Gelegenheit dazu bekam zum Star aufzusteigen. Wenn man seine Taten zu keinem Zeitpunkt bewertet, sondern nur aus sicherer Entfernung beobachtet, was dieser Mensch alles in seinem Leben angerichtet hat und anderen und sich selbst angetan hatte, dann entbehrt es nicht einer gewissen Faszination für das Böse. Niemand möchte einer wilden Bestie in freier Wildbahn begegnen, aber hinter den Zoogittern beobachtet man so einige gefährliche Tiere gerne. Genau das macht den Film aus. Er gibt den Zuschauern die Gelegenheit, einen echten Psychopathen kennenzulernen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Das ist der ganze Thrill des Choppers.
Fazit
Ein genialer Kultfilm, der sich um den berüchtigten Mörder Mark „Chopper“ Read dreht. Er war ein aggressiver, unberechenbarer Psychopath und genauso spielt ihn Eric Bana auch. „Chopper“ ist experimentell, einzigartig und brutal.
Kritik: Yuliya Mieland
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